Donnerstag, März 01, 2007

Schüttelreim-Guide

Dj. Dj. Cordhose erklärt heute: Was macht einen guten Schüttelreim aus?

Zuerst einmal: Was ist denn eigentlich ein Schüttelreim? Ein Schüttelreim ist ein Reim, bei dem der zweite Teil des Reims aus dem ersten Teil durch Vertauschung des Anfangsbuchstabens oder des Anfangsleuts ergibt. Der einfachst, aber auch langweiligste Shüttelreim ist:

Du bist
Buddhist

Man sieht, dass nicht die Schreibweise, sondern die Aussprache entscheident ist. Noch offensichtlicher wird's so:

Du bist
Bu dist

Man hat hier also im zweiten Teil des Reims das b mit dem d vertauscht.

Dass sich etwas derart konstruiertertes reimt, ist trivialer weise so, da die Endung des ersten Teils im zweiten ja unverändert bleibt. Somit taugt das nicht für eine Bewertung.

Nicht trivialerweise stimmig ist der Sinn der Worte, z.B.:

Meine Bratwurst
esse ich mit Wat brurst

Das ist zwar richtig konstruiert (man beachte, dass br hier als ein Laut zusammengefasst ist), macht ja aber gar keinen Sinn. Der alte Trick, dann einfach einen Eigennamen zu erfinden

Meine Bratwurst
esse ich mit Frau Watbrurst

ist ebenso unlauter.

Also, die Worte sollen Sinn ergeben? Dann das hier (mit freundlicher Genehmigung von D.F., dem Schüttelreim-König):

Bevor ich wie ein Troll rappe,
fahr ich mit der Rolltreppe.

Ok, da gibt es zumindest alle Wort. Allerdings: Was soll das denn heißen? Und in welcher Lebenslage würde man das äußern? Also auch nur so mittelgut. Erschwerend kommt hinzu, dass hier ein weiterer billiger Trick verwandt wurde: Da es offensichtlich keinen Sinnzusammenhang zwischen dem rappende Troll und der Rolltreppe gibt, wurde hier die Verbindung durch die zeitliche Abfolge mit bevor hergestellt. Dies funktioniert immer, gibt aber nicht gerade höchste Noten.

Gucken wir uns das mal an (mit freundlicher Genehmigung von O.Z., dem Schüttelreim-Vizekönig):

Wir beide hier im Mondenschein:
Bist Du wohl schon denn mein?

Gut, Sinnzusammenhang besteht, allerdings ist es hier noch ein bisschen holperig. Das Füllwort denn erscheint hiet komisch.

Nun haben wir uns aber einen wirklich guten Schüttelreim verdient (unbekannter Meister):

Nach seinem Mord an Erika,
floh er nach Nordamerika.

Man mag einwenden, dass auch hier der Eigenname Erika gebraucht wurde, allerdings ist das in diesem Fall statthaft, da er ein etablierter und allgemein bekannter ist.

Noch schwieriger wird's dann, wenn der Schüttelreim nicht am Ende des ersten Teils steht (wieder mit freundlicher Genehmigung von O.Z., dem Schüttelreim-Vizekönig):

Wenn es häufig schnarrt bei der Rasur,
ist es oft der Bartschneider nur.

Schließlich ist die ganz große Kunst das erzählen einer Geschichte nur mit Schüttelreimen.

Aber dazu mehr in einem späteren Eintrag.

Kommentare:
Punktabzug gibt es auch, wenn lediglich die Anfangsbuchstaben getrennter Wörter ausgetauscht werden, also etwa:
Mein Frisöse ist nicht nur mit dem Fön geschickt,
kürzlich haben wir auch schön gefickt.
Besser ist da schon:
Ich traf sie jüngst im Wintergarten,
jetzt tut sie ein Kind erwarten

Wem das alles zu langweilig wird, der kann auch drei Buchstaben vertauschen, zum Beispiel so:
Auch wenn ich es für Stuss halte belle
ich oft an der Bushaltestelle.
 
lieber olli.

mit interesse hab ich deinen eintrag zum schüttelreim gelesen. wenn du wissen willst wies nicht geht, dann les auf meinem blog nach:
appareil-de-tiptip.blogspot.com

grüße, tiptip
 
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